Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) nimmt sich in seiner Februarausgabe „DUZ Spotlight“ der Akademisierung und ihrer Umsetzung an. „Nichts geht voran“, so lautet eine der Überschriften zur Stagnation dieses Prozesses in allen drei Therapieberufen.
Gemeint sind damit jedoch nicht die Bemühungen einzelner Bundesländer und Hochschulen, die sich auch in der gegenwärtigen Situation nicht davon abhalten lassen, hochschulische Angebote für die drei Therapieberufe neu- und weiterzuentwickeln. Dass ein großes Interesse besteht, zeigt die Anzahl der Studienanfänger*innen, die seit 2005/2006 um fast das Fünffache gestiegen ist, so die Aussage der beiden Autorinnen Dr. Sigrun Nickel und Anna-Lena Thiele. Ein deutliches Zeichen, möchte man meinen. Jedoch weisen die Autorinnen zurecht darauf hin, dass die Politik keine eindeutigen Entscheidungen trifft. Das zu Anfang Mai 2022 angekündigte Gutachten des Wissenschaftsrates (WR) wurde zwar von vielen Seiten erwartet, bis heute jedoch nicht veröffentlicht. Dabei hatte der Sachverständigenrat bereits 2007 als Begründung für die Akademisierung angeführt, dass die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Deutschland nur durch eine verbesserte interprofessionelle Zusammenarbeit der Therapieberufe gesichert werden könne. Die Sicherung einer adäquaten Patient*innenversorgung ist und bleibt eine gemeinsame Aufgabe.
Notwendig dafür sei, dass die sogenannten „nichtärztlichen Gesundheitsberufe“ eine eigene Fachexpertise und damit eine größere Eigenständigkeit erlangen. Dies entsprach auch der Auffassung des Bundesrates, der 2008 die Modellklausel auch damit begründete die hochschulische Ausbildung könne den entsprechenden Berufen ermöglichen, eigene Fachexpertisen, in Abgrenzung zur ärztlichen Tätigkeit, neu- und weiterzuentwickeln. Angemerkt hierzu sei, dass bereits 2012 ein Expertenteam auf die strukturellen Voraussetzungen von Forschung für eine bedarfsgerechte Versorgung durch die Gesundheitsfachberufe aufmerksam machte.
Forschung ohne hochschulische Ausbildung ist nicht möglich, das ist der Politik aufzuzeigen und abzubilden. Seitens der Therapieberufe gibt es genug Material und Signale, das Warum? und das Wie? zur Umsetzung einer hochschulischen Ausbildung zu verdeutlichen. Nicht zuletzt durch die Kampagne und die Petition des Bündnisses Therapieberufe an die Hochschulen unter dem #zusammenTun und des Aufrufs „Vollakademisierung jetzt!“.
Die Unterstützung für die hochschulische Ausbildung der Therapieberufe Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapiedurch durch das Centrum für Hochschulentwicklung sieht nicht nur die Bemühungen um einen internationalen Anschluss der Entwicklungen in den Therapieberufen – sie erkennt auch den Beitrag der Professionen für eine patientengerechte, gesundheitliche und teilhabeorientierten Versorgung an. Den vollständigen Artikel von Nickel und Thiele können Sie hier abrufen.
Über das Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen:
Im Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen haben sich die mitgliederstärksten Berufs- und Ausbildungsverbände der Berufsfelder Ergotherapie, Logopädie sowie der Physiotherapie zusammengeschlossen. Gemeinsam repräsentieren sie die führenden Bündnisse der Hoch- und Berufsfachschulen sowie über 130.000 Ausübende und Auszubildende der Gesundheitsfachberufe Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie – und damit den Großteil der jeweiligen organisierten Arbeits- und Ausbildungsleistenden. Fast 15.000 Unterzeichner*innen unterstützen unsere Petition für eine Vollakademisierung der Therapieberufe bereits.
Kontakt
Prof. Dr. habil. Bernhard Borgetto, Bündnissprecher