Im Rahmen der diesjährigen Fachtagung des Hochschulverbunds
Gesundheitsfachberufe (HVG) an der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld sprachen sich die Dekanin Prof. Dr. Claudia Hornberg und der Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentages (MFT) Dr. Frank Wissing dafür aus, die Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie in Zukunft priorisiert auf einem gemeinsamen Campus auszubilden.
Zusammen lernen, zusammen arbeiten – das war die zentrale Botschaft der Tagung zum Thema „Interprofessionalität als Brücke zwischen den Gesundheitsberufen“, die am 25.03.2023 an der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld stattfand. „Es ist
eine zentrale Notwendigkeit und Herausforderung, Formate für gemeinsames Lernen
flächendeckend an den Universitäten umzusetzen“, argumentierte Dr. Frank Wissing für den Medizinischen Fakultätentag. Das Interesse an einer interprofessionellen Ausbildung und einer beruflichen Tätigkeit in interprofessionellen Teams wird nachdrücklich auch von den Studierenden der Medizin formuliert, so die Erfahrung von Dr. Wissing. Um auf Augenhöhe miteinander und voneinander lernen zu können, sei eine gemeinsame hochschulische Ausbildung grundlegend. Die Universitätskliniken zeigten großes Interesse an hochschulisch ausgebildetem Personal aus den Therapieberufen. „Der Medizinische Fakultätentag unterstützt daher in der aktuellen Diskussion um die Ausbildungsreform der Therapieberufe die Forderung nach einem strukturierten Übergang der Berufsfachschulausbildung hin zu einer zukunftsfähigen Ausbildung an der Hochschule“, so Dr. Wissing.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion betonte Prof. Dr. Claudia Hornberg den hohen
Stellenwert, den interprofessionelle Kompetenzen im neu konzipierten Modellstudiengang Medizin der Universität Bielefeld haben. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit aller beteiligten Gesundheitsberufe sei zentral für eine hohe Versorgungsqualität, insbesondere in der Behandlung komplexer, oftmals chronischer Erkrankungen, aber ebenso im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung. Die Grundlagen für eine gute interprofessionelle Versorgung werde durch das gemeinsame Lernen aller Gesundheitsberufe gelegt. „Derzeit nehmen wir einmal im Jahr pro Kohorte 60 Studierende auf, zum Wintersemester 2025/2026 sollen es 300 werden. Damit wird interprofessionelles Lernen eine besondere Herausforderung!“, so Prof. Hornberg. Die gemeinsame Ausbildung auf einem Campus erleichtere nicht nur die curriculare und organisatorische Umsetzung, sondern ermögliche auch gemeinsames Lehren und Lernen der unterschiedlichen Studiengänge und Kohorten.
Am Beispiel von Österreich und der Schweiz, die 2009 bzw. 2004 den Schritt in die
Akademisierung der Therapieberufe umgesetzt haben, sei deutlich erkennbar, dass mit der Akademisierung auch eine Professionalisierung der Berufe einhergeht, erläuterte Prof. Dr. Hilke Hansen vom Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe (HVG). Die Berufe unterstützen mit erweiterten Aufgaben die Gesundheitsversorgung und entwickeln notwendige spezialisierten Rollen. Das ist besonders in Zeiten des Fachkräftemangels von großer Bedeutung. Der Impuls einer vollständigen Akademisierung für die Forschung führt dazu, dass die Therapieberufe immer mehr berufsspezifisches Wissen generieren. Das ist nicht nur wichtig für die Versorgungspraxis, sondern auch für die Ausbildung. „Dieses Wissen stärkt die professionelle Identität der Berufsangehörigen als Grundlagen für die interprofessionelle Zusammenarbeit. Akademisierung und Professionalisierung unterstützen damit auch die notwendige Veränderung der traditionell hierarchisch geprägten Zusammenarbeit zwischen den Therapieberufen und der Medizin“, so Prof. Hansen.
Der Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe begrüßt nachdrücklich die klare Positionierung der Hochschulmedizin für eine zukunftsfähige Ausbildungsreform, die die Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie vollständig an der Hochschule verankert.
Kontakt:
Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe e.V., Prof. Dr. Bernhard Borgetto, vorstand@hv-gesundheitsfachberufe.de